„Meißen KI – Kommunale Intelligenz durch Kooperation“

Meißen gewinnt 150.000 Euro für eine visionäre Idee

Meißen gewinnt 150.000 Euro für eine visionäre IdeeMeißen gewinnt 150.000 Euro für eine visionäre Idee

Was wäre, wenn die KI keine künstliche, sondern eine kreative Intelligenz wäre, eine kommunale Intelligenz, die Expertisen und Kompetenzen vor Ort bündelt, Experimentierfreude entfacht und neue Formen des Austauschs ermöglicht? Ganz von Mensch zu Mensch? Und all das drehte sich rund um das für Meißen so bedeutsame Kompetenzfeld Keramik und Porzellan?

Designer und Porzellankünstler Olaf Fieber, der Geschäftsführer des Keramikinstituts Jens Petzold und Kulturreferentin Sara Engelmann haben darauf eine visionäre Antwort formuliert und damit die Jury beim Wettbewerb simul+Kreativ des Sächsischen Staatsministeriums für Regionalentwicklung überzeugt. Ebenfalls mit im Boot ist das Meißner Unternehmen Cerafib.

Die Kooperation gewann einen der mit 150.000 Euro dotierten Hauptpreise in der Kategorie „Regionale Kreisläufe und Wertschöpfung“. Davon erhält die Stadt Meißen 100.000 Euro, beide Partner bekommen jeweils 25.000 Euro für zwei Einzelprojekte. Am 8. Juni fand die Preisverleihung im Kloster Altzella mit Staatsminister für Regionalentwicklung Thomas Schmidt statt.

100.000 Euro für Austausch, Vernetzung und Wissenstransfer
Ein toller Erfolg mit einer langen Vorgeschichte. „Als einer der bedeutendsten Keramik- und Porzellanstandorte hat Meißen eine Anziehungs- und Strahlkraft weit über die Stadtgrenzen hinaus“, so Oberbürgermeister Olaf Raschke. „Unser Ziel ist es, diese Geschichte in die Moderne zu überführen, das hier angesiedelte Potential gemeinsam weiter wachsen zu lassen und neue Formen des Zusammenspiels zu unterstützen.“ Schon früh stand dabei Wunsch nach einer Porzellanakademie im Raum. Immer wieder hatte es Gespräche gegeben, wie die Stadt das Vorhaben unterstützen könnte. „Als Antragsteller und nun auch Preisträger beim SIMUL-+Kreativ- Preis sind wir jetzt in der glücklichen Lage, einem solchen Ort des innovativen Austauschs rund um das Thema Porzellan und Keramik auch finanziell mit auf den Weg helfen zu können.“ Die Akademie ist als Kompetenzzentrum gedacht, in dem Forschung, Design und Kunst wegweisende Prozesse anstoßen, internationale Gäste aus Kunst und Wirtschaft auf lokale Expertise treffen. Ein Bestandteil soll dabei das Podium für Kommunale Intelligenz sein.

Regionale Kreisläufe in Gang setzen
Die Idee einer Porzellanakademie stammt vom Meißner Verein zur Förderung zeitgenössischer Porzellankunst e.V. unter Leitung des Designers Olaf Fieber. Er erklärt seine Sichtweise auf das Gewinnerprojekt „Meißen KI“: „Im öffentlichen Raum in Meißen sind Porzellan und Keramik immer noch wenig sichtbar. Über den spartenübergreifenden Austausch von Kunst und Industrie haben wir die Möglichkeit, noch viel mehr mit dem Material zu leben, es in regionale Kreisläufe zu integrieren. Im besten Fall entstehen dabei ganz neue, Meißen-spezifische Produkte“

Auch Sara Engelmann sieht in dem Projekt die Chance, besondere Kreisläufe in Gang zu setzen: „Wir wollen wirklich im besten Sinne in einen Kreislauf kommen aus Wissen, Kreativität und Anwendung – dynamisch, bewegt – wir holen zu einem besonderen Rundumschlag aus. Gemeinsam haben wir nun die Möglichkeit, Tradition zu neu denken, Wissenstransfer zu ermöglichen, lokale Kompetenz in der Stadt erlebbar und greifbar zu machen.“ Davon profitiere, so Engelmann, auch die Kommune selbst, ob nun in den Bereichen Bau, Bildung, Wirtschaftsförderung oder Tourismus.

Kreativer Input trifft auf innovative Entwicklungen
Stellvertretend für den Wissenstransfer, für den in der Porzellanakademie mit „Meißen KI“ eine öffentliche Plattform geschaffen wird, stehen die beiden eingereichten Beispielprojekte. Sie erhalten zudem jeweils 25.000 Euro für ihre Umsetzung.  Jens Petzold, Geschäftsführer des Keramikinstitutes erklärt: „In einem Wirtschaftsunternehmen geht man die Dinge in aller Regeln pragmatisch an, für Kreativität ist nicht allzu viel Raum. Deshalb bin ich froh, dass wir über das Projekt die Möglichkeit haben, innzuhalten und uns von den Kreativen fragen zu lassen, was eigentlich mit unseren Werkstoffen noch alles denkbar ist.“ Dazu sollen für den Prototyp des wasserdurchlässigen Pflasterklinkers neue Gestaltungskonzepte, Designs und Anwendungsmöglichkeiten ausgelotet werden. Im häufig hochwassergefährdeten Meißen kommt einem dabei z.B. die nachhaltige Gestaltung von Uferarealen in den Sinn.  

Im zweiten Teilprojekt steht der innovative Werkstoff „Faserkeramik“ der CeraFib GmbH im Mittelpunkt. „Die Faser verfügt über einzigartige Eigenschaften hinsichtlich Festigkeit, Hitzebeständigkeit und Leichtigkeit“, so Vertriebs- und Produktionsleiter Frank Pietzsch. Hier ermöglicht die Kooperation wiederum der Kreativwirtschaft das Erforschen der Vielseitigkeit des Werkstoffes und das Entwickeln neuer regionalspezifischer Kunst- und Designprodukte. „Unsere industriell genutzte Faserkeramik, könnte hier von Designern und Kreativen für ganz neue Produktionsfelder entdeckt und erschlossen werden.“

Zwei Jahre haben Stadt und Kooperationspartner nun gemeinsam Zeit, um das Projekt umzusetzen bzw. die Gelder einzusetzen.