Geschichtliches, denkmalpflegerische Werte & Besonderheiten:
Errichtet wurde der Baukörper in wesentlichen Teilen - nämlich Erd- und Obergeschoss - 1565. Das Kellergewölbe gehört vermutlich einem Vorgängerbau an, ist es doch im leichten Spitzbogen als Gussgewölbe errichtet, liegt mit seiner Schildwand ca. 3m zurückgesetzt von der Straßenflucht der Fassade und nur unter dem nördlichen Gebäudeteil (Gewölbescheitel senkrecht zur Straße - Hinweis auf früheres Giebelhaus an dieser Stelle). Auch oberirdische Wandbereiche eines Vorgängerbaues mit niedrigeren Deckenhöhen konnten bei Bauuntersuchungen 1990 festgestellt werden. Eine strikte Zweiteilung des Hauses bis in das 2. Obergeschoss sowie die abgewinkelte Fassadenflucht sind Zeugnisse zweier separater Häuser (mit 8,3 bzw. 9,5m Fassadenbreite). Meißens älteste Stadtansicht zeigt in der Fleischergasse eine Reihe giebelständiger Häuser, die wohl in dem umfassenden Um- oder Neubau des Renaissancehauses 1565 aufgegangen sind.
Wieder begegnet uns hier eines der größeren und in der Bauzeit reich ausgestatteten Bürgerhäuser der Meißner Altstadt. Äußerlich zeugen davon verschieden profilierte Fenstergewände des ersten Obergeschosses. Die beiden südlichen zeigen ein Profil, welches um 1580 verbreitet war - die anderen ein Profil, welches auf den Anfang des 17. Jahrhundert verweist [Gurlitt]. Im Inneren wurde der Bau in mehreren Räumen des Erd- und des Obergeschosses mit profilierten Holzbalkendecken ausgestattet, die zudem mit Farbfassungen versehen wurden: frei gemalte Pflanzen, Ornamente, Marmorierungen; zum Teil figürliche Darstellungen der Renaissancezeit, später entstanden Schablonenmuster - im Laufe der Jahrhunderte wurden sie mehrfach übermalt. Die in der Renaissance verbreitete Bauweise der Blendbogenkonstruktion mit verzierten Konsolsteinen, die meist aus Sandsteinen bestanden, zeigt sich auch hier (sie ist Zeugnis des sparsamen Einsatzes der Ziegel; hier und auch im Gebäude Marktgasse 1 (Teil der Denkmalroute) wurde dieses Prinzip sehr ausgeweitet, indem man auch in die Wandpfeiler Bogennischen einbaute. Vorteilhaft waren die dadurch entstehenden Nischen und Wandschränke - jedoch schwächte man so die statische Funktionstüchtigkeit der lastabtragenden Wandpfeiler. Tragreserven, die für die alternden und häufig veränderten Bauten günstig gewesen wären bestanden so kaum noch, was einigen Häusern fast zum Verhängnis geworden wäre (Verweis auf Marktgasse 1 - auch Teil der Denkmalroute).
An den Wänden wurden zur Raumgestaltung der Renaissance gehörige Dekorationen und Beschriftungen freigelegt - teilweise als Notdokumentation in den 80iger Jahren, teilweise "unterstützt" von Wasserschäden auf Grund eines schadhaften Notdaches. Ergänzend erfolgten Freilegungen und Sicherungen dieser Malereibestände fachgerecht von Restauratoren vor und während der Gebäudeinstandsetzung in den Jahren nach 1990.
Zweites Obergeschoss und Dach entstanden vermutlich erst im 17. Jahrhundert, wie einfach gefaste Gewände historischer Abbildungen zeigen.
Etwa 1865 beginnend, erfolgte eine schrittweise Umgestaltung im Inneren des Hauses und der Erdgeschossfassade, die 1902 im Wesentlichen abgeschlossen war. Die anspruchsvoll gestaltete Ladenfassade ist deren anschaulichstes Ergebnis und heute wieder zu bestaunen.
Sonstige geschichtliche Besonderheiten:
Von den Kriegsschäden des 30-jährigen Krieges, bei denen besonders der Einfall der Schweden am 6. und 7. Juni 1637 mit großen Verwüstungen in der Stadt einherging, war das Haus weniger als andere betroffen, jedoch verlor der Eigentümer Balthasar Eschefeld etwa die Hälfte des Wertes seines Hauses und des Gartens, welcher als "ganz ruinieret" beschrieben wird.
Einen Röhrfahrtsanschluss besaß vermutlich auch dieses Grundstück, "Schmidts Brau(haus?)" ist als Endpunkt angegeben. Q.:
Entwicklung bis zur Wende:
Mit dem Umbau der Erdgeschossfassade (s.o.) verschwand u.a. ein Sitznischenportal des 16. Jahrhundert aus dem Straßenbild. Bei Bauarbeiten Ende der 1980iger Jahre wurden wesentliche Teile wieder aufgefunden und geborgen. Das reich gestaltete Portal der Spätrenaissance ist heute als Kopie in die Fassade des Hauses Markt 5 integriert.
Um 1989 war das Haus in hohem Maße vom Abbruch bedroht, das seit 1984 leer stand. Die staatliche Bauaufsicht hatte 1988 "... den Totalabbruch vorgesehen".
Das hohe Steildach und der größte Teil des zweiten Obergeschosses waren 1987 abgetragen worden. Ein Teil reich bemalter Holzbalkendecken des Frühbarock landete im Bauschutt - davon zeugen heute nur noch sporadisch im Zuge des Abbruches entstandene Fotos. Ein Notdach wurde bautechnisch unzureichend ausgeführt und nicht abgeleitetes Regenwasser durchfeuchtete das Mauerwerk. Das so mit bekannten und als kunsthistorisch besonders wertvoll bewerteten Denkmalen umgegangen wurde, war skandalös. Durch engagierte Tätigkeit ehrenamtlicher und amtlicher Denkmalpfleger konnte ein Totalabbruch verhindert werden.
Entwicklung nach der Wende:
Eine erste Würdigung der hier vorliegenden kulturhistorischen Werte nach der "Wende" erfuhr dieses und eine Reihe weiterer Gebäude in diesem Stadtquartier im Rahmen einer gemeinsamen Aktion mit dem Landesdenkmalamt Baden- Württemberg. Mit Fachreferenten, Bauforschern und Restauratoren des Amtes konnte bereits im Juli 1990 eine intensive Denkmalerfassung des Quartiers erfolgen, vorbereitet und begleitet von den hiesigen Fachleuten - die dabei einen guten Einblick in hier neue Erfassungs- und Untersuchungstechniken erlangten. Diesem Beispiel folgend, war es im Rahmen der vorbereitenden Untersuchungen zum Sanierungsgebiet Historische Altstadt Meißen möglich, weitere Quartiere gründlicher zu erfassen.
Nach Privatisierung des Grundstückes erfolgte eine behutsame Modernisierung mit modernen baulichen Ergänzungen (1997). Das ruinöse zweite Obergeschoss und das vollständig fehlende Steildach wurden entsprechend dem historischen Erscheinungsbild bis etwa 1980 ergänzt. Die original erhaltenen Bestandteile der Fassade sind instandgesetzt worden - insbesondere die Fenstergewände der Renaissance. Die qualitätvolle Schaufensterfront des späten 19. Jh. die aus einer Kombination von Sandstein, Stuck und Eisenkonstruktionen gestaltet worden war, bereichert jetzt wieder den historischen Straßenraum der Fleischergasse.
Während die rückseitige Front des Hauses in modernen Formen mit großen verglasten Flächen neu entstand, konnten im Inneren Ausstattungen aus Renaissance, Barock und Historismus erhalten und restauriert werden. Sie geben heute Ladenräumen und Wohnungen ihren besonderen Charakter. Funktional notwendige Räume sowie authentische historische Stuben/ Kammern erzeugen so ein zeitgemäßes und zunehmend nachgefragtes Wohnmilieu.