Weitere Informationen

Allgemeines:
Der Domherrenhof aus der Zeit der Renaissance wurde 2008/2009 aufwändig und historisch genau saniert. Zahlreiche bauliche Details sind Zeugen vergangener Epochen. Die frei gelegten Kellergewölbe gehen zurück auf das 12. und 13. Jahrhundert. Die Baukubatur wurde auf ihre L-förmige Ausgangssituation im 16. Jahrhundert zurückgeführt, später hinzugekommene Gebäudeteile wurden abgerissen.

Heute umfasst das Gebäude 2 Wohnungen sowie drei Ferienappartements in den Größen 38, 55 und 78 qm für 2 bis 5 Personen an. Die Appartements sind über einen separaten Eingang zugänglich, genauso die möblierten Sitzbereiche in Garten und Hof mit Blick über Meißen und auf den Dom.

Auf einen Ausbau des 3-geschossigen Dachstuhls wurde verzichtet, da dieses a) das Erfordernis eines weiteren, die alte Gebäudesubstanz stark angreifenden weiteren Treppenhauses mit sich gebracht hätte, b) aufgrund fehlender Möglichkeiten für Balkone/ Dachterrasse im hangseitigen "Postkartenblick" zu wenig attraktivem Wohnraum geführt hätte, c) die Nutzung auf dem Grundstück zu stark verdichtet hätte.

Kulturhistorisch bedeutende Baudetails:
8 bemalte Balkendecken und etwa 10 Wandbemalungen sind lückenlos beschrieben fotografisch dokumentiert.

Dachstuhl und Holz(Schutz)gutachten:
Hier mischen sich Befund und Dokumentation, beispielsweise die in den Mauern überbauten alten Fachwerkstrukturen sowie die Dokumentation des ca. 300 Jahre alten Dachstuhls.

Mauern und Statik:
Hier mischen sich Befund und Dokumentation der Baugeschichte, beginnend mit den ältesten Bauteilen aus dem 13. Jahrhundert, einem alten romanischen Fenster, und nachfolgenden Überformungen und Anbauten bis zur aktuellen statischen Situation in dieser extremen Hanglage.

Wärmeschutz:
Das Gebäude stand 2008 bereits fast 20 Jahre komplett leer, war in Teilen dem Verfall preisgegeben, an vielen Stellen durchnässt. Es steht unter Denkmalschutz und konnte daher im Sinne der Erhaltung der historisch wertvollen Substanz nicht konsequent nach heute bekannten bauphysikalischen und bautechnischen Standards wiederhergestellt werden. Stark eingeschränkt sind die Möglichkeiten der wärmetechnischen Ertüchtigung der umschließenden Außenwände aus Feld- und Bruchsteinmauerwerk, die aufgrund der Auflagen des Denkmalschutzes keine zeitgemäße Außendämmung erhalten konnten. Selbst für auszutauschendes Mauerwerk im Obergeschoss wurde dies abgelehnt. Insofern standen die Forderungen des Denkmalschutzes im krassen Widerspruch zu den gesetzlichen Vorschriften des bautechnischen Wärmeschutzes.

Da eine Fassaden-Außendämmung gemäß Vorgaben des Denkmalschutzes nicht möglich war, bedeutete dies für die energetische Gebäudesanierung, dass ausschließlich mit Wand-Innendämmmaßnahmen gearbeitet werden konnte. Diese beeinflussen das Feuchteverhalten vorhandener Bausubstanz wesentlich und können bei nicht fachgerechter Ausführung in kurzer Zeit zu nachhaltiger Schädigung und Verschlechterung der wärmetechnischen Eigenschaften wegen zunehmender Mauerwerks-Durchfeuchtung führen.

Eine komplette (theoretische) Innendämmung konnte deshalb praktisch nicht realisiert werden, auch wenn diese Maßnahme rechnerisch den Heizenergiebedarf um mehr als die Hälfte reduziert hätte.

Somit kam nur eine Variante der Innendämmung in Frage, die die wesentlichen Schwachstellen des Baukörpers berücksichtigte, so insbesondere die Vollstein-Mauerwerksabschnitte mit besonders geringen Wanddicken. Mit diesen partiellen Maßnahmen konnte der notwendige Heizenergiebedarf immerhin um mehr als ein Viertel gesenkt werden. Bedingt durch die Forderungen des Denkmalschutzes konnte allerdings so der Mindestwärmeschutz nach DIN nicht konsequent realisiert werden. Die Kriterien Tauwasserfreiheit, Schimmelfreiheit und Behaglichkeit konnten somit ebenfalls nicht in jedem Fall gewährleistet werden bzw. machten zusätzliche Maßnahmen erforderlich (konsequente regelmäßige Querlüftung, Fußbodenheizung u.a.)

Zu den Eigentümern des Hauses:
In einer Aufstellung aus dem Jahre 1919 ist zu lesen: 1478 wird das Gruner'sche Haus erwähnt. Auf gleichem Platze stehen die Worte: Sita in sinistris quando itur de sancta Afra ad beatem virginem vulgariter an unßer lieben frawensteyge. Übersetzung: Gelegen im linken Bereich von wo gegangen wird über die heilige Afra zur seligen Jungfrau gewöhnlicher Weise zu unserem lieben Frauensteyge.

Um die Mitte des 16. Jahrhunderts hatte es der Dechant Johann Cesar v. Wurten bewohnet und wiewohl er um die 400 Gulden hinein verbauet, so ist es dennoch ziemlich baufellig. Ging dann an Herrn Bernhard v. Miltitz, einen jungen Thurmhernie, zwei alte Weiber und den Custer zu s. Afraninnen.

Nachdem das Haus noch die Domherren Dr. theol. Wolfgang Harter und Dr. Burkhard Herbarth inne gehabt hatten, verkaufte es das Kapitel um 100 Taler mit 5% Zinsen an den Advokaten Benedict Thomäus. Seine Erben verkauften 1649 für 800 Gulden an den Schulamtsschreiber David Schreber, der es 1650 an Friedrich Stoisch abtrat. Von ihm ging es in den Besitz des Amtsschössers Christoph Beyer in Müllberg gegen 900 Gulden über.

Um 1700 war es dem Prokuratorenschreiber Christian Gottfried Grundmann eigen und nach ihm seiner Frau Johanne Elisabeth Grundmann geb. Salzwedel. Ihre Erben verkauften 1728 an die jüngste Schwester Johann Edmuthe Dietze, Ehefrau des Schulamtssteuereinnehmers Christian Dietze, für 1.000 Thaler.
Dann war das Haus in Erbe auf Frau Johanne Christiane, des Geleitmanns Johann Paul Bergner zu Mühlberg Ehefrau, übergegangen und von ihr an Frau Magdalene Henriette verw. Kammerherr Gräfin von Stubenberg geb. v. Miltitz 1748 um 1925 Thaler verkauft worden. Deren Erben, die Grafen von Stubenberg, verkauften 1755 an ihre Miterbin Frau Oberhofmeisterin verw. Gräfin v. Geyersperg für 2.000 Thaler, die noch im gleichen Jahr dem Kontrolleur Christian Petzold für 2.550 Thaler das Haus überließ.

Seine Nachfolger waren:

  • 1756 seine Frau Eleonore Concordia Quinte
  • 1772 Jungfrau Johanne Dorothea Flörölckin (2.500 Thaler), welche den Buchhalter der Manufaktur, Christian Gotthelf Hangwald, heiratete, der 1805 an Joh. Rosine verehelichte Räger geb. Görne in Dobritz um 3.400 Thaler verkaufte.
  • Dieser folgte ihr Sohn Karl Friedrich Wilhelm Räger, Gutsbesitzer in Dobritz.
  • 1827 Med. pract. Sigmund Heinrich Möstel, 2.400 Thaler.
  • 1844 Dr. Karl Wilhelm Mühlberg, 3.450 Thaler.
  • 1863 Rendandt Wirten und Kaufmann Karl Theodor Ferdinand Gruner, 4.350 Thaler.
  • Seit 1871 ist Letzterer Alleinbesitzer, 8.000 Thaler. Von 1908 ab ist Besitzer der Sohn des Vorigen, Herr Kaufmann Gustav Rudolf Gruner, Kaufpreis 25.500 Mark.
  • 1959 verließ die letzte Besitzerin die DDR.
  • 1993 erwirkte der Sohn Jörn Ernst Karg die Rückübereignung des Besitzes.
  • 21. August 2007 vor dem Notar Helmut Jacob, 67655 Kaiserslautern, Stiftsplatz 6-7, erschien Jörn Ernst Karg, Aromatiker, geb. 21. Februar 1942, 67659 Kaiserslautern, Danziger Straße 32, Verkäufer macht Verkaufsangebot.
  • 24. August 2007 vor dem Notar Ulrich Henkes, Dresden, Goetheallee 53 A, erschien Dr. Walter Hannot, geb. 15.09.1960, 01187 Dresden, Plauenscher Ring 28, Käufer nimmt Angebot an.
  • 27. Oktober 2008 Baugenehmigung erteilt - Umgehender Baubeginn
  • 23. Dezember 2009 Einzug

Persönliche Anmerkung:
Die denkmalgerechte Sanierung und eine verträgliche Belebung eines alten Gebäudes kostet i.d.R. sehr viel mehr Aufwand und Geld als die Erstellung eines Neubaus. Meine Motivation hierfür war, etwas wieder erstehen zu lassen, das schön ist. Und andere daran teilhaben zu lassen. Etwas so zu gestalten, dass es den eigenen Lebenshorizont weit überdauern kann.

Weitere Informationen

Allgemeines:
Der Domherrenhof aus der Zeit der Renaissance wurde 2008/2009 aufwändig und historisch genau saniert. Zahlreiche bauliche Details sind Zeugen vergangener Epochen. Die frei gelegten Kellergewölbe gehen zurück auf das 12. und 13. Jahrhundert. Die Baukubatur wurde auf ihre L-förmige Ausgangssituation im 16. Jahrhundert zurückgeführt, später hinzugekommene Gebäudeteile wurden abgerissen.

Heute umfasst das Gebäude 2 Wohnungen sowie drei Ferienappartements in den Größen 38, 55 und 78 qm für 2 bis 5 Personen an. Die Appartements sind über einen separaten Eingang zugänglich, genauso die möblierten Sitzbereiche in Garten und Hof mit Blick über Meißen und auf den Dom.

Auf einen Ausbau des 3-geschossigen Dachstuhls wurde verzichtet, da dieses a) das Erfordernis eines weiteren, die alte Gebäudesubstanz stark angreifenden weiteren Treppenhauses mit sich gebracht hätte, b) aufgrund fehlender Möglichkeiten für Balkone/ Dachterrasse im hangseitigen "Postkartenblick" zu wenig attraktivem Wohnraum geführt hätte, c) die Nutzung auf dem Grundstück zu stark verdichtet hätte.

Kulturhistorisch bedeutende Baudetails:
8 bemalte Balkendecken und etwa 10 Wandbemalungen sind lückenlos beschrieben fotografisch dokumentiert.

Dachstuhl und Holz(Schutz)gutachten:
Hier mischen sich Befund und Dokumentation, beispielsweise die in den Mauern überbauten alten Fachwerkstrukturen sowie die Dokumentation des ca. 300 Jahre alten Dachstuhls.

Mauern und Statik:
Hier mischen sich Befund und Dokumentation der Baugeschichte, beginnend mit den ältesten Bauteilen aus dem 13. Jahrhundert, einem alten romanischen Fenster, und nachfolgenden Überformungen und Anbauten bis zur aktuellen statischen Situation in dieser extremen Hanglage.

Wärmeschutz:
Das Gebäude stand 2008 bereits fast 20 Jahre komplett leer, war in Teilen dem Verfall preisgegeben, an vielen Stellen durchnässt. Es steht unter Denkmalschutz und konnte daher im Sinne der Erhaltung der historisch wertvollen Substanz nicht konsequent nach heute bekannten bauphysikalischen und bautechnischen Standards wiederhergestellt werden. Stark eingeschränkt sind die Möglichkeiten der wärmetechnischen Ertüchtigung der umschließenden Außenwände aus Feld- und Bruchsteinmauerwerk, die aufgrund der Auflagen des Denkmalschutzes keine zeitgemäße Außendämmung erhalten konnten. Selbst für auszutauschendes Mauerwerk im Obergeschoss wurde dies abgelehnt. Insofern standen die Forderungen des Denkmalschutzes im krassen Widerspruch zu den gesetzlichen Vorschriften des bautechnischen Wärmeschutzes.

Da eine Fassaden-Außendämmung gemäß Vorgaben des Denkmalschutzes nicht möglich war, bedeutete dies für die energetische Gebäudesanierung, dass ausschließlich mit Wand-Innendämmmaßnahmen gearbeitet werden konnte. Diese beeinflussen das Feuchteverhalten vorhandener Bausubstanz wesentlich und können bei nicht fachgerechter Ausführung in kurzer Zeit zu nachhaltiger Schädigung und Verschlechterung der wärmetechnischen Eigenschaften wegen zunehmender Mauerwerks-Durchfeuchtung führen.

Eine komplette (theoretische) Innendämmung konnte deshalb praktisch nicht realisiert werden, auch wenn diese Maßnahme rechnerisch den Heizenergiebedarf um mehr als die Hälfte reduziert hätte.

Somit kam nur eine Variante der Innendämmung in Frage, die die wesentlichen Schwachstellen des Baukörpers berücksichtigte, so insbesondere die Vollstein-Mauerwerksabschnitte mit besonders geringen Wanddicken. Mit diesen partiellen Maßnahmen konnte der notwendige Heizenergiebedarf immerhin um mehr als ein Viertel gesenkt werden. Bedingt durch die Forderungen des Denkmalschutzes konnte allerdings so der Mindestwärmeschutz nach DIN nicht konsequent realisiert werden. Die Kriterien Tauwasserfreiheit, Schimmelfreiheit und Behaglichkeit konnten somit ebenfalls nicht in jedem Fall gewährleistet werden bzw. machten zusätzliche Maßnahmen erforderlich (konsequente regelmäßige Querlüftung, Fußbodenheizung u.a.)

Zu den Eigentümern des Hauses:
In einer Aufstellung aus dem Jahre 1919 ist zu lesen: 1478 wird das Gruner'sche Haus erwähnt. Auf gleichem Platze stehen die Worte: Sita in sinistris quando itur de sancta Afra ad beatem virginem vulgariter an unßer lieben frawensteyge. Übersetzung: Gelegen im linken Bereich von wo gegangen wird über die heilige Afra zur seligen Jungfrau gewöhnlicher Weise zu unserem lieben Frauensteyge.

Um die Mitte des 16. Jahrhunderts hatte es der Dechant Johann Cesar v. Wurten bewohnet und wiewohl er um die 400 Gulden hinein verbauet, so ist es dennoch ziemlich baufellig. Ging dann an Herrn Bernhard v. Miltitz, einen jungen Thurmhernie, zwei alte Weiber und den Custer zu s. Afraninnen.

Nachdem das Haus noch die Domherren Dr. theol. Wolfgang Harter und Dr. Burkhard Herbarth inne gehabt hatten, verkaufte es das Kapitel um 100 Taler mit 5% Zinsen an den Advokaten Benedict Thomäus. Seine Erben verkauften 1649 für 800 Gulden an den Schulamtsschreiber David Schreber, der es 1650 an Friedrich Stoisch abtrat. Von ihm ging es in den Besitz des Amtsschössers Christoph Beyer in Müllberg gegen 900 Gulden über.

Um 1700 war es dem Prokuratorenschreiber Christian Gottfried Grundmann eigen und nach ihm seiner Frau Johanne Elisabeth Grundmann geb. Salzwedel. Ihre Erben verkauften 1728 an die jüngste Schwester Johann Edmuthe Dietze, Ehefrau des Schulamtssteuereinnehmers Christian Dietze, für 1.000 Thaler.
Dann war das Haus in Erbe auf Frau Johanne Christiane, des Geleitmanns Johann Paul Bergner zu Mühlberg Ehefrau, übergegangen und von ihr an Frau Magdalene Henriette verw. Kammerherr Gräfin von Stubenberg geb. v. Miltitz 1748 um 1925 Thaler verkauft worden. Deren Erben, die Grafen von Stubenberg, verkauften 1755 an ihre Miterbin Frau Oberhofmeisterin verw. Gräfin v. Geyersperg für 2.000 Thaler, die noch im gleichen Jahr dem Kontrolleur Christian Petzold für 2.550 Thaler das Haus überließ.

Seine Nachfolger waren:

  • 1756 seine Frau Eleonore Concordia Quinte
  • 1772 Jungfrau Johanne Dorothea Flörölckin (2.500 Thaler), welche den Buchhalter der Manufaktur, Christian Gotthelf Hangwald, heiratete, der 1805 an Joh. Rosine verehelichte Räger geb. Görne in Dobritz um 3.400 Thaler verkaufte.
  • Dieser folgte ihr Sohn Karl Friedrich Wilhelm Räger, Gutsbesitzer in Dobritz.
  • 1827 Med. pract. Sigmund Heinrich Möstel, 2.400 Thaler.
  • 1844 Dr. Karl Wilhelm Mühlberg, 3.450 Thaler.
  • 1863 Rendandt Wirten und Kaufmann Karl Theodor Ferdinand Gruner, 4.350 Thaler.
  • Seit 1871 ist Letzterer Alleinbesitzer, 8.000 Thaler. Von 1908 ab ist Besitzer der Sohn des Vorigen, Herr Kaufmann Gustav Rudolf Gruner, Kaufpreis 25.500 Mark.
  • 1959 verließ die letzte Besitzerin die DDR.
  • 1993 erwirkte der Sohn Jörn Ernst Karg die Rückübereignung des Besitzes.
  • 21. August 2007 vor dem Notar Helmut Jacob, 67655 Kaiserslautern, Stiftsplatz 6-7, erschien Jörn Ernst Karg, Aromatiker, geb. 21. Februar 1942, 67659 Kaiserslautern, Danziger Straße 32, Verkäufer macht Verkaufsangebot.
  • 24. August 2007 vor dem Notar Ulrich Henkes, Dresden, Goetheallee 53 A, erschien Dr. Walter Hannot, geb. 15.09.1960, 01187 Dresden, Plauenscher Ring 28, Käufer nimmt Angebot an.
  • 27. Oktober 2008 Baugenehmigung erteilt - Umgehender Baubeginn
  • 23. Dezember 2009 Einzug

Persönliche Anmerkung:
Die denkmalgerechte Sanierung und eine verträgliche Belebung eines alten Gebäudes kostet i.d.R. sehr viel mehr Aufwand und Geld als die Erstellung eines Neubaus. Meine Motivation hierfür war, etwas wieder erstehen zu lassen, das schön ist. Und andere daran teilhaben zu lassen. Etwas so zu gestalten, dass es den eigenen Lebenshorizont weit überdauern kann.

Weitere Informationen

Allgemeines:
Der Domherrenhof aus der Zeit der Renaissance wurde 2008/2009 aufwändig und historisch genau saniert. Zahlreiche bauliche Details sind Zeugen vergangener Epochen. Die frei gelegten Kellergewölbe gehen zurück auf das 12. und 13. Jahrhundert. Die Baukubatur wurde auf ihre L-förmige Ausgangssituation im 16. Jahrhundert zurückgeführt, später hinzugekommene Gebäudeteile wurden abgerissen.

Heute umfasst das Gebäude 2 Wohnungen sowie drei Ferienappartements in den Größen 38, 55 und 78 qm für 2 bis 5 Personen an. Die Appartements sind über einen separaten Eingang zugänglich, genauso die möblierten Sitzbereiche in Garten und Hof mit Blick über Meißen und auf den Dom.

Auf einen Ausbau des 3-geschossigen Dachstuhls wurde verzichtet, da dieses a) das Erfordernis eines weiteren, die alte Gebäudesubstanz stark angreifenden weiteren Treppenhauses mit sich gebracht hätte, b) aufgrund fehlender Möglichkeiten für Balkone/ Dachterrasse im hangseitigen "Postkartenblick" zu wenig attraktivem Wohnraum geführt hätte, c) die Nutzung auf dem Grundstück zu stark verdichtet hätte.

Kulturhistorisch bedeutende Baudetails:
8 bemalte Balkendecken und etwa 10 Wandbemalungen sind lückenlos beschrieben fotografisch dokumentiert.

Dachstuhl und Holz(Schutz)gutachten:
Hier mischen sich Befund und Dokumentation, beispielsweise die in den Mauern überbauten alten Fachwerkstrukturen sowie die Dokumentation des ca. 300 Jahre alten Dachstuhls.

Mauern und Statik:
Hier mischen sich Befund und Dokumentation der Baugeschichte, beginnend mit den ältesten Bauteilen aus dem 13. Jahrhundert, einem alten romanischen Fenster, und nachfolgenden Überformungen und Anbauten bis zur aktuellen statischen Situation in dieser extremen Hanglage.

Wärmeschutz:
Das Gebäude stand 2008 bereits fast 20 Jahre komplett leer, war in Teilen dem Verfall preisgegeben, an vielen Stellen durchnässt. Es steht unter Denkmalschutz und konnte daher im Sinne der Erhaltung der historisch wertvollen Substanz nicht konsequent nach heute bekannten bauphysikalischen und bautechnischen Standards wiederhergestellt werden. Stark eingeschränkt sind die Möglichkeiten der wärmetechnischen Ertüchtigung der umschließenden Außenwände aus Feld- und Bruchsteinmauerwerk, die aufgrund der Auflagen des Denkmalschutzes keine zeitgemäße Außendämmung erhalten konnten. Selbst für auszutauschendes Mauerwerk im Obergeschoss wurde dies abgelehnt. Insofern standen die Forderungen des Denkmalschutzes im krassen Widerspruch zu den gesetzlichen Vorschriften des bautechnischen Wärmeschutzes.

Da eine Fassaden-Außendämmung gemäß Vorgaben des Denkmalschutzes nicht möglich war, bedeutete dies für die energetische Gebäudesanierung, dass ausschließlich mit Wand-Innendämmmaßnahmen gearbeitet werden konnte. Diese beeinflussen das Feuchteverhalten vorhandener Bausubstanz wesentlich und können bei nicht fachgerechter Ausführung in kurzer Zeit zu nachhaltiger Schädigung und Verschlechterung der wärmetechnischen Eigenschaften wegen zunehmender Mauerwerks-Durchfeuchtung führen.

Eine komplette (theoretische) Innendämmung konnte deshalb praktisch nicht realisiert werden, auch wenn diese Maßnahme rechnerisch den Heizenergiebedarf um mehr als die Hälfte reduziert hätte.

Somit kam nur eine Variante der Innendämmung in Frage, die die wesentlichen Schwachstellen des Baukörpers berücksichtigte, so insbesondere die Vollstein-Mauerwerksabschnitte mit besonders geringen Wanddicken. Mit diesen partiellen Maßnahmen konnte der notwendige Heizenergiebedarf immerhin um mehr als ein Viertel gesenkt werden. Bedingt durch die Forderungen des Denkmalschutzes konnte allerdings so der Mindestwärmeschutz nach DIN nicht konsequent realisiert werden. Die Kriterien Tauwasserfreiheit, Schimmelfreiheit und Behaglichkeit konnten somit ebenfalls nicht in jedem Fall gewährleistet werden bzw. machten zusätzliche Maßnahmen erforderlich (konsequente regelmäßige Querlüftung, Fußbodenheizung u.a.)

Zu den Eigentümern des Hauses:
In einer Aufstellung aus dem Jahre 1919 ist zu lesen: 1478 wird das Gruner'sche Haus erwähnt. Auf gleichem Platze stehen die Worte: Sita in sinistris quando itur de sancta Afra ad beatem virginem vulgariter an unßer lieben frawensteyge. Übersetzung: Gelegen im linken Bereich von wo gegangen wird über die heilige Afra zur seligen Jungfrau gewöhnlicher Weise zu unserem lieben Frauensteyge.

Um die Mitte des 16. Jahrhunderts hatte es der Dechant Johann Cesar v. Wurten bewohnet und wiewohl er um die 400 Gulden hinein verbauet, so ist es dennoch ziemlich baufellig. Ging dann an Herrn Bernhard v. Miltitz, einen jungen Thurmhernie, zwei alte Weiber und den Custer zu s. Afraninnen.

Nachdem das Haus noch die Domherren Dr. theol. Wolfgang Harter und Dr. Burkhard Herbarth inne gehabt hatten, verkaufte es das Kapitel um 100 Taler mit 5% Zinsen an den Advokaten Benedict Thomäus. Seine Erben verkauften 1649 für 800 Gulden an den Schulamtsschreiber David Schreber, der es 1650 an Friedrich Stoisch abtrat. Von ihm ging es in den Besitz des Amtsschössers Christoph Beyer in Müllberg gegen 900 Gulden über.

Um 1700 war es dem Prokuratorenschreiber Christian Gottfried Grundmann eigen und nach ihm seiner Frau Johanne Elisabeth Grundmann geb. Salzwedel. Ihre Erben verkauften 1728 an die jüngste Schwester Johann Edmuthe Dietze, Ehefrau des Schulamtssteuereinnehmers Christian Dietze, für 1.000 Thaler.
Dann war das Haus in Erbe auf Frau Johanne Christiane, des Geleitmanns Johann Paul Bergner zu Mühlberg Ehefrau, übergegangen und von ihr an Frau Magdalene Henriette verw. Kammerherr Gräfin von Stubenberg geb. v. Miltitz 1748 um 1925 Thaler verkauft worden. Deren Erben, die Grafen von Stubenberg, verkauften 1755 an ihre Miterbin Frau Oberhofmeisterin verw. Gräfin v. Geyersperg für 2.000 Thaler, die noch im gleichen Jahr dem Kontrolleur Christian Petzold für 2.550 Thaler das Haus überließ.

Seine Nachfolger waren:

  • 1756 seine Frau Eleonore Concordia Quinte
  • 1772 Jungfrau Johanne Dorothea Flörölckin (2.500 Thaler), welche den Buchhalter der Manufaktur, Christian Gotthelf Hangwald, heiratete, der 1805 an Joh. Rosine verehelichte Räger geb. Görne in Dobritz um 3.400 Thaler verkaufte.
  • Dieser folgte ihr Sohn Karl Friedrich Wilhelm Räger, Gutsbesitzer in Dobritz.
  • 1827 Med. pract. Sigmund Heinrich Möstel, 2.400 Thaler.
  • 1844 Dr. Karl Wilhelm Mühlberg, 3.450 Thaler.
  • 1863 Rendandt Wirten und Kaufmann Karl Theodor Ferdinand Gruner, 4.350 Thaler.
  • Seit 1871 ist Letzterer Alleinbesitzer, 8.000 Thaler. Von 1908 ab ist Besitzer der Sohn des Vorigen, Herr Kaufmann Gustav Rudolf Gruner, Kaufpreis 25.500 Mark.
  • 1959 verließ die letzte Besitzerin die DDR.
  • 1993 erwirkte der Sohn Jörn Ernst Karg die Rückübereignung des Besitzes.
  • 21. August 2007 vor dem Notar Helmut Jacob, 67655 Kaiserslautern, Stiftsplatz 6-7, erschien Jörn Ernst Karg, Aromatiker, geb. 21. Februar 1942, 67659 Kaiserslautern, Danziger Straße 32, Verkäufer macht Verkaufsangebot.
  • 24. August 2007 vor dem Notar Ulrich Henkes, Dresden, Goetheallee 53 A, erschien Dr. Walter Hannot, geb. 15.09.1960, 01187 Dresden, Plauenscher Ring 28, Käufer nimmt Angebot an.
  • 27. Oktober 2008 Baugenehmigung erteilt - Umgehender Baubeginn
  • 23. Dezember 2009 Einzug

Persönliche Anmerkung:
Die denkmalgerechte Sanierung und eine verträgliche Belebung eines alten Gebäudes kostet i.d.R. sehr viel mehr Aufwand und Geld als die Erstellung eines Neubaus. Meine Motivation hierfür war, etwas wieder erstehen zu lassen, das schön ist. Und andere daran teilhaben zu lassen. Etwas so zu gestalten, dass es den eigenen Lebenshorizont weit überdauern kann.