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Geschichtliches, denkmalpflegerische Werte & Besonderheiten:
Dieses städtische Anwesen gehört zu den wenigen, auf denen in relativ früher Zeit eine Bebauung urkundlich nachweisbar ist. Ein Hospital des Domkapitels wird bereits 1221 erwähnt. Es lag auf dem Areal östlich und westlich der heutigen Lorenzgasse (heute etwa Lorenzgasse 5, Druckhaus sowie Baderberg 10). Der Name Hospital St. Laurentii ist erst später nachweisbar; Ende des 13. Jh. (1288) wird eine Kapelle des heiligen Andreas benannt.
Das Spital war eine wichtige Einrichtung in der frühen Stadt, erbrachte es doch - nach unserem heutigen Sprachgebrauch "soziale Dienste" für Arme, Kranke, Alte. Dazu wurde es durch Schenkungen von Adligen und wohlhabenden Bürgern nach und nach reich mit Besitzungen ausgestattet (z.B. Vorwerk Cölln und Gröbern, viel Ackerfläche in der Nassau).
Für die frühe Stadtgeschichte Meißens ist die Existenz des Spitals bedeutsam; lässt sie doch auf eine entwickelte Besiedlung entsprechenden Bedarf und Wirtschaftskraft schließen. Von den Spitalmeistern sind uns zwischen 1223 - 1515 viele namentlich bekannt.
Nach der Reformation (1539) wurde das Spital in veränderter Form weitergeführt - Rat und Bürgerschaft stifteten ein Bürgerspital.
Der heute sichtbare Bau wurde in wesentlichen Teilen um 1550-1560 errichtet - nach der Typik der Sandsteingewände der Fassade und den teilweise freigelegten Bauformen des Gebäudeinneren zu urteilen. In diesem Bau verbirgt sich der Teil eines Vorgängerbaues im Keller des Ostflügels (etwa mittig liegt eine Bruchsteintonne mit rundbogigem Türgewände aus Sandstein, welche das alte Steinmetzzeichen trägt und deren Grundriss keine Verbindung zum aufgehenden Mauerwerk hat).
1637 wird von einem Brand berichtet, ein wesentlicher Umbau entstand in den folgenden Jahren 1648-1672 - wie wir heute aus naturwissenschaftlichen Untersuchungen wissen.
Das Innere des Hauses ist durch großzügige historische Raumstrukturen geprägt, die jetzt zum Teil überformt und gegenwärtig wenig erlebbar sind. Zum Beispiel gibt es eine Gewölbehalle im Erdgeschoss, eine sich daran anschließende Schwarzküche, repräsentative Stuben mit Blendarkaden und Holzbalkendecken. Eine mit aufwändiger Malerei versehene Holzbalkendecke konnte - und musste - geborgen werden.
Sonstige geschichtliche Besonderheiten:
Die ältesten historischen Darstellungen der Stadt (Hiob Magdeburg 1558 und Stadtansicht 1601) zeigen das teilweise bebaute Areal; genau ist dabei jeweils die Kirche in gotischen Formen an der Südseite des Baderberges zu identifizieren.
Einen eigenen Anschluss an die Röhrfahrt besaß das Areal. Der Röhrfahrtsplan des 18. Jahrhunderts zeigt eine Abzweigung der Amtsröhrfahrt in der Burgstraße, der im Westflügel dieses Hauses endet. Der Name Elsasser - vermutlich des privaten Besitzers - ist verzeichnet.
1848 wird dieses Anwesen als das Freihaus der Familie von Vieth benannt. Ein zugehöriger Garten nach Norden lag im Geländeniveau 1,5 Meter über dem der Lorenzgasse - er bedeckte also die Ruinen der Kirche sowie dort gelegene Grabstätten. Sitz der Meißner Freimaurerloge zur Akazie war dieses Haus im 19. Jahrhundert bis zum Umzug in den 1890 entstandenen Neubau des Hauses bei der alten Jakobskapelle (Leipziger Straße) ebenfalls.
Weitere Besitzer sind aus dem 19. Jahrhundert bekannt. In kurzen Abständen wurde es verkauft oder vererbt und gelangte schließlich 1907 an Heinrich Klinkicht, den Buchdruckereibesitzer, dem etwa dreiviertel der Fläche dieses Stadtquartiers gehörten. Er errichtete nach 1900 den mächtigen noch heute existierenden Stahlbeton-Neubau des Meißner Druckhauses anstelle des von Viehtschen Gartens.
Der große Druckereibetrieb arbeitete bis zur Wende und danach in privater Hand weiter. Dieses Haus war in den Druckereibetrieb integriert. Dies führte zu verschiedenen weniger sensiblen Eingriffen in die historische Baustruktur, jedoch war ein Mindestmaß an Instandhaltungsarbeiten bis zur Wende möglich.
Entwicklung nach der Wende:
Mit der Privatisierung des Betriebes wurden dessen Funktionen aus dem Haus ausgelagert. Bis zum Umzug des Unternehmens an einen neuen Standort außerhalb Meißens erfolgte wenig bauliche Instandhaltung, danach gar keine mehr. Im Rahmen der Stadtsanierung konnte bisher der historisch wertvolle Bestand untersucht, erkannt und zumindest teilweise gesichert werden. Die Bergung einer der besonders schönen Holzbalkendecken aus dem 17. Jahrhundert war möglich - und notwendig, nachdem mangelnde Instandhaltung umfangreichen Schwammbefall verursacht hatte.
Das Anwesen, das noch immer im unsanierten Zustand liegt, sollte auf Grund seiner stadtgeschichtlichen Bedeutung und seiner bau- und kunsthistorischen Werte mehr Aufmerksamkeit und Zuwendung zur Erhaltung erfahren.